Der Himmel über Sachsen

Weltkriege, Widerstand, Wiederaufbau

Eine Biografie

Ab Frühjahr 2023 auch als Hörbuch

Ein tolles Buch, was man undbedingt gelesem haben sollte
Biografie Der Himmel über Sachsen

Der Himmel über Sachsen


 * 1890 in Auerbach/Vogtland                † 1983 in Moritzburg bei Dresden
 
In den 1920er Jahren ist Walther als Jurist Dezernent für Kunst und Kultur, dabei lernt er bekannte Künstler kennen. Dann ist er bei der Polizei für Spionageabwehr zuständig. 
1933 wird er in das Präsidium der Geheimen Staatspolizei in Dresden versetzt, 
1934 von Himmler persönlich aus dem Polizeidienst entfernt.
Ab 1939 ist Walther beim Oberkommando der Wehrmacht in der Abwehr Amt Ausland.
Nach Kriegsende arbeitet Walther als Baureferent und Denkmalpfleger in Dresden.



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Spendenaufruf zum Wideraufbau der Frauenkirche Dresden


Die Biografie Der Himmel über Sachsen basiert auf den Tagebuchaufzeichnungen von Walther Hultsch. Im Zweiten Weltkrieg wird Walther beim Oberkommando der Wehrmacht im militärischen Geheimdienst eingesetzt, sein Einsatz führt ihn quer durch Europa. Hier hat er engen Kontakt zu den Leuten, die am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler ausübten. Wo er nur konnte, setzte er sich für Menschen ein, die durch die Nazis zu leiden hatten, verfolgt wurden oder wegen ihrer politischen Vergangenheit geächtet waren. 
Das Buch ist aber auch ein Rückblick auf sein Privatleben, das geprägt war durch sein Interesse für Kunst, Musik und Kultur. 

Die Wegbegleiter von Walther Hultsch waren unter anderem:

Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, Kronprinz Georg von Sachsen, Hans Meißner, Erich Kotte, Hugo Hahn, Conrad Felixmüller, Otto Dix, Rudolf Schramm-Zittau, Margarethe Siems, Max Lorenz, Rudolf Kolbe, Helga Kolbe, Erik Mailik, Richard Guhr, Fritz Steudtner, Hans Nadler, Wolfgang Rauda, Walter Henn, Oswin Hempel, Eberhard Hempel, Arno Drescher, Karl Timmler, Ferdinand Dorsch, Paul Paulsen, Georg Kiesau, Eberhard Hempel, Max Feldbauer, Herrmann Zumpe, August Winnig, Hans Oster, Carl Friedrich Goerdeler, Erich Fellgiebel, Hugo Grille, Richard Müller, Christian Voß, Robert Bernhardt, Felix Mottl, Charlotte Basté, Heinrich Himmler, Martin Mutschmann, Friedrich Schlegel, Reinhard Heidrich, Friedrich Olbricht, Erich Fellgiebel, Oscar Reile, Suemasa Okamoto, August Winnig, Karl Binding, Ludwig Mitteis, Paul Wetzel, Karl Bücher, Gustav Schreck, Otto Mayer, Lujo von Brentano, Kathi Kobus, Hermann Groeber, Karl Lamprecht, Horst Göllnitz, Graf Pfeil, Walter Ufer, Ferdinand Dorsch, Graf Luckner und viele andere mehr.

C.H. Lange in Falkenstein

Die Firma C.H. Lange in Falkenstein gehörte dem Großvater von Walther Hultsch.

1893 ist in einem Artikel folgender Artikel zu C.H. Lange zu finden: 
„Mit nur 3 Maschinen anfangend, hat genannte Firma heute 33 Maschinen in Falkenstein in Betrieb, nebenbei aber auch noch eine Weberei in Oberitalien, um ihrem italienischen Kundenkreis alle nur denkbaren Vorteile bieten zu können. Hand in Hand mit der Erweiterung resp. Vergrößerung der Weberei ging diejenige der Bleicherei und große Gebäude-Komplexe liefern dafür den besten Beweis. Berücksichtigt man nun, daß ein einziger zur Fabrikation englischer Gardinen nötiger Webstuhl die respektable Summe von ca. 16 000 Mk. kostet und daß die Firma C. H. Lange deren in Falkenstein und Oberitalien zusammen 40 in Betrieb hat, so zeigt sich deutlich, welchen Aufschwung genannte Firma genommen hat.“

Bei den Arbeitern war der Großvater sehr beliebt. In der kleinen Schänke neben der Bleicherei saß er in den Pausen mitten unter ihnen und bezahlte die ganzen Getränke. Zu Hause pflegte er immer zu sagen: „Wir müssen alles auf dieser Erde zurücklassen.“ Aufmerksam verfolgte er das politische Geschehen und war ein glühender Anhänger Bismarcks. Als sozial denkender Arbeitgeber bekämpfte er jede Lohndrückerei, wie sie leider von vielen heimischen Fabrikanten betrieben wurde. 


Modewarenhaus Robert Bernhardt Dresden

Modewarenhaus Robert Bernhardt am Postplatz in Dresden

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts kaufte Robert Bernhardt eine Reihe bebauter Grundstücke zwischen der Annenstraße und der Großen Zwingerstraße in unmittelbarer Nähe des Postplatzes. Die darauf stehenden Häuser, alle nicht mehr auf der Höhe der Zeit, wurden abgerissen, um Platz für einen imposanten Neubau zu schaffen, der das mittlerweile stark gewachsene Modewarenhaus beherbergen konnte. Der Hochbau selbst wurde innerhalb eines halben Jahres ausgeführt.
Nach Maßgabe des Bauherrn sollten nur ortsansässige Firmen am Bau und der Einrichtung des Hauses beteiligt sein. Vom Eingang der Annenstraße erreichte man einen großzügigen Innenhof, überdacht mit einer gewaltigen Glaskuppel, die 16 mal 10 Meter maß. Eine geräumige Treppenanlage führte zu den Verkaufsgalerien, auf deren erstem Absatz ein Schmuckbrunnen aufgestellt war. Im Haus gab es teppichbelegte separate Anproberäume mit luxuriöser Ausstattung. Und auch ein Erfrischungsraum war vorhanden. Man wollte den Kunden etwas Besonderes bieten. 
Robert Bernhardt war der Schwiegervater von Walther Hultsch. 

Ausweis Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 101

Ausweis von 1917 für Leutnant Hultsch beim Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 101


Kronprinz Georg von Sachsen war Walthers Kompaniechef im Ersten Weltkrieg, beide blieben bis zu Georgs Tod freundschaftlich verbunden. Über den Kronprinzen lernte Walther Prinz Ernst Heinrich kennen, den Schlossherrn von Moritzburg. Beide Prinzen hatten Kontakt zum Widerstand. Ernst Heinrich empfing Goerdeler, einen der führenden Köpfe im Widerstand, auf Schloss Moritzburg. Ein Treffen von Walther und den Prinzen 1939 auf offener Straße wurde sofort dem Oberkommando der Wehrmacht berichtet. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs teilten sich Prinz Ernst Heinrich und Walther Hultsch das Dienstzimmer bei der Abwehr in Dresden. 
Der Ausweis ist von Kronprinz Georg von Sachsen unterschrieben.


Comeniusstraße 45 in Dresden

Comeniusstraße 45 in Dresden vor 1945
 

"Das Heim in der Comeniusstraße 45 war im Jahr 1945 nach der Bombardierung Dresdens nach 45 Jahren in Familienbesitz vernichtet worden. Schöne Feste hatten wir dort an blumengeschmückter Tafel im weiteren Familienkreis in steter Harmonie gefeiert. In den behaglichen Räumen hatte stets eine freudig gewährte Gastfreundschaft geherrscht. Erholung hatte uns der Aufenthalt in der Gartenlaube unter schattigen Bäumen gegeben. Von unserem Balkon im ersten Stock hatten wir einen entzückenden Blick auf die Bäume des großen Gartens gehabt, mit der Glyzinie, die ihre blauen Blüten wie ein Meer weit über das erste Stockwerk hinaus spannte." 


Herbst in Klotsche, Felixmüller

Conrad Felixmüller, Herbst in Klotsche.

 Als Dezernent für Theater und Kunst lernte Walther Hultsch in den 1920er Jahren namhafte Künstler kennen. Conrad Felixmüller lädt ihn zu sich ein und schreibt später: "... dass ich Sie stets in dankbarer Erinnerung behalten habe und dass es mich sehr freuen würde, Sie wiederzusehen." Das Bild Herbst in Klotsche von Felixmüller wird 2011 bei Ketterer Kunst für € 610.000,- versteigert. 

Walther Hultsch gemalt von Arno Drescher

Walther Hutsch, gemalt von Arno Drescher 1923. Öl auf Leinwand


 Walther Hultsch und Arno Drescher stammten beide aus Auerbach im Vogtland, sie verband eine lebenslange Freundschaft. Walther war Patenonkel von Dreschers ältestem Sohn. Drescher betätigte sich in Dresden als Zeichenlehrer, 1916 eröffnete er ein eigenes Atelier in Dresden-Blasewitz. 1920 erhielt er eine Professur für Freie, Künstlerische und Gebrauchs-Grafik.  Ab 1921 stellte Arno seine Werke zusammen mit Künstlern wie Erich Heckel, Karl Hofer, Oskar Kokoschka, Max Liebermann, Emil Nolde, Max Pechstein, Christian Rohlfs und anderen aus. Drescher entwarf unter anderem Banknoten, Schriftzeichen und Firmenlogos, wie die von Audi und Hachez. 

Heinrich Himmler, Reichsführer SS, Chef der deutschen Polizei


 Da Walther Hultsch sich bei Besprechungen wiederholt gegen jegliche Gewaltan-wendung bei polizeilichen Vernehmungen und vor allem gegen jegliche Art der Folter ausgesprochen hatte, fühlte er bald, dass er bespitzelt wurde. Er galt als politisch verdächtig, zumal er unter anderem einem aus einem Konzentrationslager entlassenen Mann und vielen anderen Menschen zu ihrem Recht verholfen hatte. 1934 wurde Walther Hultsch von Himmler persönlich aus dem Polizeidienst entfernt und an die Kreishauptmannschaft strafversetzt. In einen Machtkampf verstrickt, trennte Himmler sich zu dieser Zeit von allen Personen, die ihm nicht loyal erschienen. Mit seiner Ernennung als ‚Reichsführer SS‘ hatte Himmler 1934 den höchsten Dienstgrad innerhalb der SS erhalten und war ab dann nur noch Hitler persönlich verantwortlich.

Schloss Moritzburg

Schloß Moritzburg bei Dresden

 Seit dem Ersten Weltkrieg hat Walther Hultsch Kontakt zum sächsischen Königshaus. Im Ersten Weltkrieg ist Kronprinz Georg Walthers Kompaniechef. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs teilt er sich mit Prinz Ernst Heinrich, dem Schlossherren von Moritzburg, ein Dienstzimmer bei der der Abwehr. Prinz Ernst Heinrich ruderte Walther einmal zur Schwaneninseln im Schlossteich. Beim Einmarsch der Russen 1945 versteckte Walther seine Gemälde im Schloss, was leider nichts half – russische Soldaten veranstalteten Messerwerfen darauf. Prof. Krause, der ehemalige Restaurator der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden, hat sie später wiederhergestellt. 

Akte CIA Abwehr Helsingör

Kopie aus einer Akte der CIA zur deutschen Abwehr in Helsingör

 Walther Hultsch ist im Zweiten Weltkrieg bei der Abwehr im Amt Ausland III F - der Spionageabwehr. Sein Einsatz führt ihn in dieser Zeit quer durch Europa. Die CIA schreibt 1944 zu seinem Einsatz beim Oberkommando der Wehrmacht in der Abwehr in Dänemark „Very cabable man“, was so viel wie „sehr fähiger Mann“ bedeutet. 

Walthers direkter Vorgesetzter und Freund, Kapitän Hans Meißner, hatte dienstlich viel mit Admiral Canaris zu tun. Meißner wurde später als einer der Top-Spione bezeichnet. 

Nachweis seiner antifaschistische Tätigkeit

1946 wurde Walther der „Nachweis seiner antifaschistischen Tätigkeit“ bescheinigt

Der Sonderausschuss des Blocks der antifaschistisch-demokratischen Parteien in Sachsen schrieb dazu: „Sie standen in enger Verbindung mit den Leuten, die am 20.7.44 das Attentat auf Hitler durchführten. Sie unterließen es, beim Militär eine Meldung wegen Zersetzung der Wehrkraft weiterzugeben. Durch persönliche Dienste gelang es Ihnen, für ehemalige SPD-Angehörige einen Freispruch vor Gericht zu erzielen. Wegen Ihrer bekannten antifaschistischen Tätigkeit wurde von Berlin aus Ihre Entfernung aus dem Polizeidienst verlangt. Wo Sie nur konnten, setzten Sie sich für Menschen ein, die durch den Nazismus zu leiden hatten, verfolgt wurden oder wegen ihrer politischen Vergangenheit geächtet waren. Niemals nahmen Sie Rücksicht auf Ihre eigene Person und durch Ihre antifaschistischen Handlungen waren Sie in hohem Maße der Gefahr ausgesetzt, in ein KZ abgeführt zu werden.“ 


Ruine Frauenkirche Dresden

Ruine der Frauenkirche Dresden 

Nach der Bombardierung Dresdens 1945 hat die Familie alles verloren. Als Wehr-machtsoffizier hat Walther in der Sowjetischen Besatzungszone einen schweren Stand. Durch seine Beziehung zu Bischof Hugo Hahn wird Walther 1946 Baureferent der Landeskirche Sachsen. Hauptaufgabe ist der Wiederaufbau der zerstörten und beschädigten Kirchen. Aber auch in der Denkmalpflege und Stadtplanung Dresdens ist Walther aktiv. Sein Einsatz für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden scheiterte zu der Zeit. In der DDR hatte der Wiederaufbau dieser Kirche keine Priorität, unter anderem fehlte die Gemeinde für die über 1.600 Sitzplätze fassende Kirche. Zudem waren massenhafte Kirchenaustritte in dem atheistischen Staat zu verkraften und es gab keine vom Staat an die Kirche abgeführte Kirchensteuer.
 

Kunst und Kirche 1961

Professor Dr. Hempelt in Kunst und Kirche 1963

Prof. Eberhard Hempelt, Kunsthistoriker und Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Dresden schrieb in Heft 2/1963 von Kunst und Kirche in seinem Artikel Zum Schicksal der Frauenkirche Dresden
… So drang das Bemühen von Dr. Walther Hultsch, Referent für Baufragen beim Landeskirchenamt, der das seinige tat, um auch die Frauenkirche wieder erstehen zu lassen, nicht durch."